Rainer Wegener beweist mit seinem Buch Getrieben einen Mut, der mich in die Knie gehen lässt. 1996 erfährt er, dass sein Gentest auf Chorea Huntington positiv ausgefallen ist. Getrieben von dem inneren Druck, angesichts dieser Diagnose jeden Tag mit möglichst viel Leben zu füllen, lässt er sich von seiner Arbeitsstelle beurlauben, vermietet seine Wohnung und macht sich auf nach Nordamerika, ausgerüstet mit nichts als seinem Fahrrad, seinem Zelt und seinem Fahrtenmesser.
Er durchquert den Kontinent von Norden nach Süden, vom kargen, mystischen Alaska ins sonnige, lebendige San Francisco. Gleichzeitig bereist er sein inneres Neuland, durchlebt Wut, Angst, Enttäuschung und Sehnsucht, bis er seinen inneren Frieden findet und nach Hause trägt.
Rainer Wegener gelingt es, die äußeren Bilder seiner Reise mit dem inneren Erleben in Einklang zu bringen. Getrieben handelt von der Suche nach Bären und vom Finden von Elchen, von nicht bestiegenen und bestiegenen Bergen, vom Überleben ohne Geld und vom Sechser im Lotto.
Rainer Wegener zeigt, dass es mehr braucht als eine tödliche Krankheit, um uns am Leben zu hindern. Getrieben ist eine Geschichte, die ermutigen kann, in existenziell bedrohlichen Situationen die Seele wachsen zu lassen.
Hinterher lebt es sich glücklicher.


Barbara Lucassen